Warum fühlen sich andere von meiner veganen Ernährung angegriffen?

Ich esse eigentlich gar nicht so viel Fleisch!”
„Wenn, dann ja nur aus biologischer Landwirtschaft!“
„Die veganen Ersatzprodukte sind ja auch nicht gerade gesund und dann auch noch überteuert! Das kann man sich ja gar nicht leisten!

So oder so ähnlich haben mich schon oft Menschen angesprochen. Und ich muss ehrlich sagen, dass mir der Großteil dieser Gespräche durchaus unangenehm ist. Anders als meistens vermutet, kommt die Initiative für solche Gespräche oft gar nicht von mir, sondern von meinen nicht-veganen Gesprächspartner:innen.

Ich möchte diese Gespräche gar nicht führen. Ehrliches Interesse dagegen, freut mich und ich teile gerne meine Motivation und Gedanken zu einer veganen Ernährung. Und da habe ich auch gar keine Angst vor herausfordernden Fragen.

Doch warum ist es so, dass Menschen sich bei der Unterhaltung über die vegane Ernährung oft in einer Rechtfertigungsrolle wiederfinden?

Wir sind alle aufgeklärte Menschen und jeder hat schonmal davon gehört, dass Massentierhaltung schlecht für die Tiere und die Umwelt ist. Oder dass Tiere in Großschlachtereien misshandelt werden. Genauso wissen wir, dass das Schnitzel auf unserem Teller früher mal ein Lebewesen war, was auf der Weide oder im Käfig stand. Dennoch kann der Mensch für das Tier auf seinem Teller keine Empathie empfinden, denn der Mechanismus der kognitiven Dissonanz im Gehirn verhindert das.

Einfach ausgedrückt: dass uns das geschlachtete Tier leidtut und wir trotzdem genüsslich in das Fleisch beißen, stellt ein Widerspruch für uns dar. Wenn man sich nun als Veganer positioniert und dazu äußert das aus tierethischen Gründen zu tun, wird dieser Widerspruch bei dem Gegenüber aufgedeckt. Menschen empfinden eine unangenehme Spannung und wollen diese abbauen, indem sie ihren Fleischkonsum begründen oder sogar rechtfertigen (Raab, G., Unger, A., and Unger, F. (2010). Die Theorie kognitiver Dissonanz. In Marktpsychologie, (Gabler), pp. 42–64.).

So viel zum theoretischen Hintergrund, aber wie geht man damit um?

Erst einmal hilft es, sich darüber bewusst zu werden, dass es diesen Mechanismus gibt. Die Menschen äußern sich in den meisten Fällen so, weil sie sich schützen wollen und nicht zwingend, um dich anzugreifen. Dieses Bewusstsein hilft, sich in die Lage der Person hineinzuversetzen.

Wenn man dann einen längeren Vortrag über „Bio-Fleisch“ oder die überteuerten veganen Produkte vermeiden möchte, empfiehlt es sich direkt auf die unterschiedlichen Ansichten aufmerksam zu machen. Mir persönlich ist es dabei wichtig, dass man in solchen Gesprächen respektvoll und sachlich miteinander umgeht. Meist treffen gegensätzliche Ansichten dann aufeinander und es sollte nicht der Anspruch vorherrschen, dass man eine der Ansichten ändert.

Je nach Gesprächpartner kann ein solches Gespräch direkter oder auch gar nicht stattfinden. Merke ich, dass es recht schnell persönlich wird, versuche ich das Thema zu wechseln, oder im Notfall das Gespräch auch zu verlassen.

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Was mich davon abhielt Veganerin zu werden (und warum ich es trotzdem geworden bin)